Klavier oder Digital-Piano?

Diese Frage ist für Anfänger und Fortgeschrittene unterschiedlich zu beantworten.

"Zwar ist im Innern des Klaviers eine Art Harfe eingebaut, aber zum Klingen bringen kann ich diese

nur durch 88 kleine Wurfmaschinen, die ich von der Tastatur aus bedienen muß. 

So gesehen steht das Klavierspielen der Kunst des Bogenschießens näher als der des Harfenisten."

Gerhard Herrgott

Foto: Willy Horsch
Foto: Willy Horsch

Beginnt der Anfänger mit dem Klavierspielen auf einem E-Piano und wechselt später auf ein Klavier, muß er umlernen. Auf dem E-Piano hat er gelernt, die Tasten herunterzudrücken. Drückt er nun die Tasten eines Klaviers, kommt nur ein leiser Ton oder gar keiner. Er muß von vorne nochmal beginnen und lernen, die Tasten anzuschlagen (Artikulation und Phrasierung).

 

Wenn die Finger und das Gehör richtig trainiert werden sollen, bieten elektronische Instrumente nur zeitlich begrenzt einen Ersatz. Klaviertechnik kann mit einem E-Piano nicht erlernt werden. Der Ton kommt hier von der Festplatte; der "Anschlag" bewegt keinen Hammer.

 

Das zweite Problem mit digitalen Pianos: Wechselt der E-Pianist aufs akustischen Klavier, kann er das Instrument nicht voll zum Klingen bringen. Überträgt man die Problematik gedanklich auf die Geige, ist das auch dem Laien sofort klar. 

 

Für einen fortgeschrittenen Schüler, der auf einem Klavier gelernt hat und nun zeitweise ein E-Piano benutzt, ist die Problematik geringer.

 

Hintergrund

Digitale Pianos verwenden zur Klangerzeugung kein schwingendes Medium. Stattdessen ruft der Tastendruck eine im voraus digital gespeicherte Klang-Datei ab. Jede abgerufene Datei steht für sich. Klanglich folgt eine Datei der anderen. Die Übergänge sind weitaus weniger unterschiedlich gestaltbar. Themen aus dem Unterricht können auf digitalen Pianos nicht geübt werden. Der Schüler kann nicht lernen, den Klang zu kontrollieren.